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Gedenkstätte Gudendorf im Corona-Jahr 2020

„Lichter gegen Dunkelheit“ in Gudendorf

Am 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz (27. Januar 1945) beteiligte sich auch die Initiative Blumen für Gudendorf an der bundesweiten Aktion „Lichter gegen Dunkelheit“. Die Initiative wollte einerseits die Erinnerung an die hier in Gudendorf verstorbenen Kriegsgefangenen aus der ehemaligen Sowjetunion wachhalten und zugleich ein Zeichen setzen für Menschlichkeit und Demokratie und gegen Ausgrenzung, Faschismus und Menschenfeindlichkeit. Die Gudendorfer Initiative hatte Ihre Aktion unter das Motto gestellt: „Das Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener beleuchten“. Bei Einbruch der Dunkelheit tauchten etwa hundert Kerzen und Teelichter die Gedenkstätte Gudendorf in ein beeindruckendes stimmungsvolles Licht. Überraschend für die Initiative war die hohe Beteiligung – vor allem auch Jugendlicher - aus Gudendorf und Umgebung und veranlasste den Gudendorfer Bürgermeister Werner Höfs zu der Äußerung: „Dass so viele Menschen hier und heute zusammengekommen sind, ist einfach schön und eindrucksvoll. So etwas hat es hier noch nie gegeben.“ Pastor i.R. Dr. Dietrich Stein erläuterte: „Wir machen das, um ein Zeichen zu setzen. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, für Demokratie und Menschlichkeit und gegen Rechtspopulisten wie Trump, Orbán oder wen auch immer einzutreten.“ Benno Stahn mahnte stellvertretend für die Initiative: „Wir sind es den Opfern von Gudendorf schuldig, uns für ein freundschaftliches Verhältnis mit Russland einzusetzen.“ Höhepunkt der Gedenkveranstaltung war eine von Schülern der Meldorfer Gemeinschaftsschule vorbereitete Lesung: Sie trugen aus den recherchierten Biografien von in Gudendorf verstorbenen Lagerinsassen vor und beleuchteten damit einmal mehr das Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener.

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Die Gedenkstätte Gudendorf war am 27. Januar 2020 stimmungsvoll beleuchtet. Foto: G. Orth 

 

 

Stilles Gedenken am 9. Mai in Gudendorf

Wegen der Corona-Pandemie gab es in diesem Jahr (2020) keine offizielle Veranstaltung an der Gudendorfer Gedenkstätte für die sowjetischen Kriegsgefangenen. Mitglieder der Initiative „Blumen für Gudendorf“ waren trotzdem gekommen, um in Stille Blumen niederzulegen. Andere kamen dazu, wie eine Familie aus Kiel-Elmschenhagen und eine Aussiedlerfamilie. Die in der Umgebung lebenden Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion und ihren Nachfolgerstaaten wie der Russischen Föderation suchten die Gedenkstätte auf, weil ihnen der Tag der Befreiung vom Faschismus dazu ein wichtiger Anlass ist, verbunden mit dem persönlichen Gedenken an die Toten. 

Sie hatten sich angemeldet und waren trotz Absage der offiziellen Veranstaltung gekommen:  Siegfried Assmann und seine Tochter Stefanie Assmann-Och aus Großhansdorf. Der jetzt 

95jährige hatte 1962 die im Zentrum der Anlage stehende hohe Stele entworfen und verwirklicht. Die in die Stele integrierte Bronzeskulptur stellt Charon dar, der in seinem Nachen eine Mutter mit ihrem toten Sohn über den Styx ins Totenreich fährt. Assmann gelang seinerzeit mit dieser Stele sein Durchbruch als bildender Künstler, der bis heute noch tätig ist.  Ihm war es schon lange ein Anliegen, einmal wieder nach Gudendorf zu kommen und auch Mitglieder der Initiative kennenzulernen. Die Denkmäler allein reichen nicht, wie er 

sagte, es braucht die Menschen dazu, die sich für ein lebendiges Erinnern und gegenwärtiges Mahnen einsetzen.

8. Mai 1945 - 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus: Mit Bildern und Texten in deutscher und russischer Sprache erinnerten Mitglieder der Initiative an diesen besonderen Tag, der inzwischen auch in Schleswig-Holstein zum offiziellen Gedenktag erklärt wurde. Die Tafeln mit den Namen von toten sowjetischen Kriegsgefangenen, die hier – und in der Umgebung – ruhen, sehen Viele als Verpflichtung, sich dafür zu engagieren.

Am 9. Mai in Gudendorf. Es war ganz anders als sonst, es war da aber ebenso eine Atmosphäre der Solidarität mit den Toten und es wurde ein Zeichen gesetzt für Frieden und Menschlichkeit weltweit.

 

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Überraschend für die Mitglieder der Gudendorf-Initiative hatte sich der Künstler der Stele (Hintergrund) Siegfried Assmann (Mitte) zu der stillen Gedenkstunde am 9. Mai eingefunden. Foto: D. Stein

 

Ein Denkmal für das Mahnmal

Seit Anfang des Jahres arbeitet die Meldorfer Lehrerin und Fachberaterin Kulturelle Bildung im Kreis Dithmarschen, Karola Koch, in der Initiative Blumen für Gudendorf mit. Vor ihr erhoffen sich die Initiativenmitglieder einen besseren Zugang zu Schulen. Mit Ihrer Klasse will sie die Idee eines ergänzenden Denkmals im Bereich des Mahnmals für Kriegsgefangene aus der Sowjetunion realisieren. Künstlerische Unterstützung hat sich Karola Koch bei dem Dithmarscher Künstler Frank Speth geholt. Seine Idee ist, dass das Denkmal wegweisend zum Mahnmal hinführt. 

Das Wort Denkmal selbst soll als Skulptur dargestellt werden. Die Denkanregungen der Schüler würden die Doppeldeutigkeit des Wortes noch betonen und die Art der Skulptur die tiefere Bedeutung des Begriffes eines Denkmales ausdrücken, so Speth. Die Buchstaben würden in einer Höhe von fast zwei Metern dreidimensional emporragen. Das Denkmal in der Form eines Bootes wird von einem Granitsockel getragen.

Bereits zur nächsten geplanten Gedenkveranstaltung im Mai 2021 soll das Denkmal der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Kosten des Denkmals sind vollständig aus verschiedenen schulischen und kulturellen Töpfen gedeckt.

 Entwurf