Stellungnahme zum Ukraine/Russland-Krieg
Erklärung der Initiative Blumen für Gudendorf zum Russland/Ukraine-Krieg
Am 24. Februar 2022 hat die russische Armee die Ukraine angegriffen. Inzwischen hat sich die militärische Invasion massiv ausgeweitet, die Angriffe richten sich zunehmend auch gegen zivile Ziele in den Städten. Die Initiative Blumen für Gudendorf verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine. Unser Mitgefühl gilt vor allem den betroffenen Menschen in der Ukraine. Wir trauern um die Toten, wir trauern mit den Flüchtenden, wir trauern um die toten Soldaten auf beiden Seiten. Wir solidarisieren uns mit allen, die in Russland und auf der ganzen Welt ihre Stimme gegen diesen Krieg erheben. Wir fordern die sofortige Beendigung aller Kampfhandlungen.
Es betrübt uns zutiefst, dass in diesem von Russland zu verantwortendem Krieg die Nachfahren von Menschen gegeneinander kämpfen, die 77 Jahre zuvor gemeinsam in einer großen Anti-Hitler-Koalition gegen den deutschen Nationalsozialismus gekämpft und ihn besiegt haben. Im Kriegsgefangenenlager Gudendorf waren in Folge des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion Soldaten der Roten Armee gefangen – aus Russland, Belarus, der Ukraine und vielen anderen Teilrepubliken der Sowjetunion. Viele von ihnen sind im Lager Gudendorf und den Arbeitskommandos an Unterernährung, Krankheiten, Mangelversorgung und direkter Gewalt gestorben. Sie alle ruhen gemeinsam in Massengräbern auf dem Lagerfriedhof in Gudendorf. Jedes Jahr zum 8. Mai, dem Jahrestag des Kriegsendes, gedenken wir ihrer, ungeachtet der nationalen Zugehörigkeit.
Unser Bemühen und unsere Arbeit sind von der Idee geleitet, dass nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges nur gelten kann: Nie wieder Krieg. Deshalb haben wir uns stets eingesetzt, auf eine Verbesserung des nicht immer ungetrübten Verhältnisses zur Russischen Föderation hinzuwirken. Wir fühlten und fühlen uns den in Gudendorf beerdigten toten Soldaten verpflichtet, sie ließen ihr meist junges
Leben, weil sie den deutschen Faschismus bekämpften. Wir stehen nun bestürzt vor den Trümmern unserer Bemühungen.
Wir haben uns entschlossen, die diesjährige Gedenkfeiern zunächst ohne die konsularische Mitwirkung der Russischen Föderation durchzuführen. Das betrübt uns sehr. Wir konnten in den vergangenen Jahren ein partnerschaftliches und freundschaftliches Verhältnis aufbauen. Wir hoffen sehr, dass bald wieder ein gemeinsames Gedenken an den Gräbern der Soldaten aus der Sowjetunion möglich sein wird.
Wir appellieren, die Trauer und das Entsetzen über den Krieg gegen die Ukraine nicht auf die gesamte russische Bevölkerung oder die in Deutschland lebenden Russen zu übertragen. Unsere Solidarität gilt den Menschen, die auch unter schweren Bedingungen in Russland gegen den Krieg protestieren. Wir verstehen uns auch als Antikriegsbewegung und fordern mit Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!
Gudendorf, 13. März 2022
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